Tischfabrik C. Kobrow

Gründer Christian Carl Albrecht Kobrow

Der nachfolgende Text wurde im Jahre 1937 handschriftlich in Sütterlin von meinem Ur-Großvater, und Sohn des Firmengründers, Otto Kobrow verfasst. Der Text ist eins zu eins übersetzt (genauer gesagt transkribiert) und wurde nicht an die heutige Rechtschreibung angepasst.

Am 1. Oktober 1868 eröffnete der Tischlermeister Christian Carl Albrecht Kobrow im Rademachergang No. 7 zu Hamburg eine Tischlerei. Seine Werkstelle war mehr als primitiv. Dieselbe befand sich in einem offenen Torweg, wo er neben seiner Hobelbank nur noch eben Platz für das nötige Werkzeug und wenige Material hatte. – Im Jahre 1870 wurde die Werkstelle nach dem Kohlhöfen No. 34 verlegt und schon ein Jahr später nach dem Hause „Bei den Hütten No. 134.“ Er hatte von Anfang an ein Spezialgebiet ergriffen und fertigte Holzteile für Nähmaschinen an. Der Betrieb entwickelte sich hier bald weiter und man konnte schon von fabrikatorischer Herstellung, wenn auch in ganz bescheidenem Maaße, sprechen. Im Laufe der Zeit wurde zunächst eine Fräsmaschiene (Spindel auf Holzgestell montiert) und später eine kombinierte Bohr- und Decoupiermaschine angeschafft, welch letztere ebenfalls größtenteils aus Holz hergestellt war. Zum Antrieb dieser Maschienen diente ein großes Kurbelrad von etwa 2 mtr. Durchmesser. Die Maschienen waren auf dem Boden des Hauses aufgestellt. Schon um diese Zeit wurde im kleinen Umfange die Stückarbeit eingeführt.

Im Jahre 1878 wurde dann das in der Borgeschstrasse 43/44 gelegene Grundstück käuflich erworben. Hier befand sich im Hinterhaus ein zweistöckiges Werkstellengebäude. Im Parterre desselben war eine 6 PS Dampfmaschiene vorhanden. Diese wurde zum Antrieb oben besagter Maschienen, sowie je einer weiter beschafften Band- und Kreissäge benützt. Später wurde auch noch eine Hobelmaschiene und zwar eigener Konstruktion aufgestellt. Diese bestand aus einer vertikalen Welle, welche oben angetrieben wurde und an ihrem unteren Ende 2 Arme hatte, an welchen je ein drehmeißelartiges Werkzeug befestigt war. Sie war keineswegs eine Hobelmaschiene im heutigen Sinne, sondern vielmehr ein Apparat, welcher die verleimten Platten roh vorschrubbte. Diese Maschiene war dennoch von gutem Nutzen, das das für die Nähmaschienenplatten damals verwendete indische Holz (eine sehr harte Holzart) damit bearbeitet wurde. Dieses Holz hatte den Namen „Reisholz“, und kam zu damaliger Zeit mit den Reisschiffen aus Indien, auf welchen es zur Herstellung von Kammern diente, in welchen der Reis lose verladen wurde. Das Holz war in Indien auf sehr primitiven Sägen geschnitten und in der Stärke außerordentlich verschieden, sodaß manchmal mehr als ein halber Zentimeter heruntergehobelt werden mußte. – Die Herstellung der Nähmaschienen-Holzteile gestaltete sich mit der Zeit immer fabrikationsmäßiger. Jahrelang wurde fast ausschließlich für die deutsche Nähmaschienenfabrik vorm. Josef Wertheim & Co., Frankfurt a/Main gearbeitet. Der Versand der Holzteile erfolgte seemäßig in Zink- und Holzkisten verpackt nach Australien und zwar wurde dieser immer so gehandhabt, daß die Sendungen mit den zugehörigen Eisenteilen der Nähmaschienen, welche aus Frankfurt a/Main kamen, in Antwerpen zusammentrafen und dann gemeinsam die Weiterreise nach Australien machten. Schreiber dieses erinnert sich noch einer Feier, die der Klempnermeister Ludwig Scheel anläßlich der tausendsten Zinkkiste, die er lieferte, veranstaltete. Es gab damals Käse, frische Rundstücke und eine große Menge Leier, für die mittlerweile auf 24 Mann angewachsene Belegschaft.

Um die Mitte der 80. Jahre stockte das Nähmaschienengeschäft und es hörte die Fabrikation der Holzteile für Nähmaschienen schließlich ganz auf, als einerseits durch englische Zollmaßnahmen das Geschäft nach Australien erschwert wurde und andererseits die Nähmaschienenfabriken selbst zur Herstellung der Holzteile übergingen. In diese Zeit fallen die ersten Anfänge der Tischfabrikation. Da aber der Absatz in Tischen zunächst auch nur gering war, mußte notgedrungen nach anderen Absatzmöglichkeiten gesucht werden. Im Jahre 1886 erfand der Gründer der Firma dann den Verkaufsautomaten und sehr bald wurde die Herstellung von Automaten zum Hauptbetriebszweig. Es entwickelte sich auch ein gutes Handelsgeschäft in Schokolade, Bonbons etc. die zur Füllung der in eigener Regie aufgestellten Verkaufsautomaten dienten. Am 6. März 1890 wurde die Firmenbezeichnung
„C. Kobrow“ in das Handelsregister eingetragen.

Nach dem am 2. Juli 1892 erfolgten frühen Tod des Gründers der Firma wurde das Geschäft durch Witwe Marie Kobrow geb. Stender fortgeführt. Im Jahre 1895 wurde dann das Automatengeschäft, das sich weiter gut entwickelt hatte, von der Möbelfabrik abgezweigt, und zwar durch Gründung der „Automaten Kommandit Gesellschaft Kobrow & Co“ in Gemeinschaft mit der Firma Gebr. Stollwerck in Köln.
Am 16. Februar 1899 erfolgte die Uebernahme der Möbelfabrik durch die beiden Söhne des Gründers Otto Heinrich Helmut und Paul Friedrich Martin Johannes Kobrow.

Frieda (geb. Hose) & Otto Kobrow

Im Jahre 1901 wurde die Fabrik nach der Bramfelderstr.78 in Barmbeck verlegt. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Herstellung von Tischen im Großen betrieben. Auf dem Grundstück, welches Frau Hose, der Schwiegermutter eines der Inhaber, gehörte, wurde ein für damalige Verhältnisse recht ansehnliches Fabrikgebäude errichtet, welches noch heute den Kern der umfangreichen Anlage bildet. Auch die damit verbundenen maschinellen Neu-Einrichtungen waren ein wesentlicher Fortschritt gegenüber den bisherigen Betriebsanlagen. Die Kraftmaschiene war eine 36 P.S. Lokomobile, elektrischer Strom wurde selbst erzeugt und die ebenfalls mit den neuen Maschienen eingebaute Späne-Transportanlage machte sich gegenüber dem bisherigen Zustand angenehm bemerkbar. Für die Belegschaft, welche z. Zeit der Umsiedelung nach Barmbeck 24 Köpfe betrug, wurde im II. Stock ein Gemeinschaftsraum, der damals Frühstücksstube genannt wurde, geschaffen.

Im Jahre 1904 wurde der erste Erweiterungsbau vorgenommen und zwar durch Anbau eines vierstöckigen Gebäudes, das zunächst im wesentlichen Lagerzwecken diente, im Laufe der Jahre aber dann zu Fabrikationszwecken benutzt. Der Betrieb entwickelte sich immer mehr , sodaß 1907 der Maschienensaal erweitert werden mußte und zwar durch einen großen Parterrebau mit Oberlicht. Auch die Lokomobile erwies sich als nicht mehr ausreichend, sodaß eine neue 75 P.S. Heißdampflokomobile aufgestellt werden mußte. Im Zusammenhang damit wurde auch ein neuer freistehender Fabrikschornstein errichtet.

Fabrikgelände in der Bramfelder Straße 78 in Hamburg Barmbek

Am 1. Januar 1908 wurde der Bruder der beiden Inhaber, Hugo M. L. Kobrow als Teilhaber aufgenommen.
1911 erfolgte der Anbau neuer Kontorräume, gleichzeitig wurde der Furnierkeller erweitert und im I. Stock ein Atelier gebaut, welches zunächst den fotografischen Arbeiten für die meistens alljährlich herausgegebenen umfangreichen Kataloge diente, heute aber zu einer Trockenkammer eingerichtet ist, nachdem es vorübergehend eine Spritzanlage enthalten hatte.

Am 10. April 1913 wurde der Firma ein Patent No. 265544 auf einen von dem Inhaber Otto Kobrow konstruierten kreisrund vergrößerbaren Tisch erteilt. Damit erhielt die Firma eine beachtliche Stellung in der Ausrüstung mit Tischen für die großen Uebersee-Dampfer, u.a. wurden namentlich die großen Schiffe der Hamburg Amerika Linie, wie Imperator, Vaterland, Bismarck damit versehen.

Das Jahr 1914 war für die Firma ein Trauerjahr. Gleich Anfang des Jahres, am 4. Januar verstarb Paul F.M.J. Kobrow nach nur 8 tägigem Krankenlager an Rippenfellentzündung. Bei Ausbruch des Krieges wurde Hugo M.L. Kobrow zu den Fahnen gerufen und fiel bereits am 12. November des gleichen Jahres. Vom 1. Januar 1915 ab wurde das Geschäft von dem bisherigen Mitinhaber Otto H.H. Kobrow allein weitergeführt.

Auch das Jahr 1915 brachte einen Erweiterungsbau und zwar wurde der Hofplatz überdacht, vor dem Packraum eine größere Verladerampe gebaut und mit dieser in Verbindung ein Aufzug für sämtliche Stockwerke.
Während des Krieges wurden von der Firma auch Kriegslieferungen ausgeführt und zwar wurden Kartuschkorbrahmen und Oberteile für Wagen hergestellt.

Am 8. Juli 1921 verstarb der Onkel des Inhabers Wilhelm Kobrow, ein Bruder des Gründers der Firma, welcher seit Mitte der 70 Jahre den Werkführerposten bekleidete.
Im Jahre 1921 wurde für die Betriebsleitung ein besonderer zentral gelegener Raum im I. Stock erbaut und das Ecke Geierstraße und Dohlenweg belegene Grundstück, welches als Holzlagerplatz benützt wird, erworben. Am 19. Oktober 1926 erhielt der Sohn des Inhabers Hans Carl Wilhelm Kobrow Prokura.

1927 wurde der Maschienensaal abermals durch einen langgestreckten Anbau mit Oberlicht vergrößert und 1928 ein großer Holzschuppen mit Durchfahrt errichtet sowie die Trockenkammern ausgebaut.
In diese Zeit fällt auch die soziale Einrichtung der Schaffung einer Unterstützung langjähriger im Betrieb alt gewordener Arbeiter, durch wöchentliche Zahlung eines Ruhegehaltes. Hieran nahmen bisher Teil die Arbeiter:

  • Heinrich Tode – gebor. 2. Sept. 1845
  • Ferdinand Rodenburg – gebor. 23. Mai 1855
  • Otto Gröning – gebor. 24. Aug. 1848
  • Matthias Sakowsky – gebor. 13. Sept. 1860
  • Oscar Schneider – gebor. 15. Sept. 1864

1930 wurde vom bisherigen Gußwerkbetrieb zum Autobetrieb übergegangen und in Verbindung damit eine neue große Garage gebaut. Im selben Jahre wurde auch noch eine moderne Trockenkammer für Dampf- und Umluftbetrieb und separatem Kessel errichtet.

Eine grundlegende Änderung der Fabrikationsweise wurde Ende 1934 durch Aufstellung einer hydraulischen dampfbeheizten Hochdruckfurniergasse bei gleichzeitiger Einführung des Tego Film Furnierverfahrens. 1935 wurde diese Arbeitsweise durch Inbetriebnahme einer Spezial- Elektro-Kehlmaschiene weiter vervollkommnet. Die Fabrikation wurde auf ausschließlich Tische in Eiche spezialisiert, Nußbaumtische, insbesondere polierte werden seitdem nicht mehr angefertigt. Die Kraftanlage wurde durch Aufstellung eines Holzgas-Dieselmotors im Jahre 1935 und eines Oel Diesels im nächsten Jahr erweitert.

Im November 1936 wird das Dach des Kesselhauses durch ein Schadenfeuer teilweise zerstört. Zur besseren Verwertung des starken Späneanfalles wird im Frühjahr 1937 eine Vorfeuerung zur Dampfmaschiene beschafft, die zunächst nicht einwandfrei funktionierte und Ursache zu abermaligen Zerstörung des Kesselhauses durch Schadenfeuer am 27. April 1937 und 4. Mai 1937 wird. Dabei wird auch die Akku-Batterie völlig vernichtet. Der Wiederaufbau mit gleichzeitiger Erweiterung des Kesselhauses und Verlegung der Akkumulatoren-Batterie wird sofort in Angriff genommen.

Für die Förderung der Betriebsgemeinschaft war das Jahr 1935 von besonderer Bedeutung: der neue Gemeinschaftssaal für die damals 80 Mann starke Belegschaft wurde geschaffen. In freiwilliger Gemeinschaftsarbeit wurde auch eine Grünanlage zum Aufenthalt in den Arbeitspausen, sowie ein größerer Fahrradschuppen gebaut.

Hamburg, den 17. Juni 1937
Otto Kobrow

Markenzeichen Cobra Tische

Im Sommer 1943 wurde auch die Tischfabrik durch die Bombenangriffe auf Hamburg komplett zerstört. Bis zum Dezember 1945 wurde auf einem Gelände In Trittau weiter produziert. 1946 ging es dann zurück in die Bramfelderstraße und es wurde versucht die Fabrik wieder aufzubauen.